· 

Upgrade von 2 auf 3 oder 4 Räder

Heute fällt der erste Schnee. Ein Indikator dafür, dass das elektrische Fahren bald ein Ende haben wird.

Muss das so sein?

Ein elektrisches Auto wäre nicht schlecht. Problematisch ist dabei die Ladesituation. Eine Lademöglichkeit habe ich zwar in der Garage, die ist durch derzeit noch 3 Mopeds belegt: meine Guzzi (steht seit dem Wochenende bei mobile.de zum Verkauf), meine Zero und die 125er unseres Jüngsten. Mein Firmenauto parkt immer an der Straße, dort kann ich nicht laden. Den Stellplatz am Haus, den ich elektrifizieren könnte, den belegt meine Frau. Bleibt also nur die Garage. Wenn also 2 Motorräder und ein Auto rein müssen, darf das Auto nur 2.70 m lang sein. Naja, was heißt Auto bei der Länge? Wichtig ist, dass ich wettergeschützt in die Arbeit damit komme. 

 

Was gibt es denn da für Kandidaten (Typenbezeichnungen sind verlinkt)?

 

Renault Twizy

Kompakt. Der passt mit 2.40 m gut in die Garage. Allerdings hat er keine Seitenscheiben. Ok, da gibt es welche zum Nachrüsten. Knifflig ist aber die Reichweite durch den kleinen Akku von 8kWh, wovon 6 kWh entnehmbar sind. Erfahrene Twizy-Fahrer sprechen von 50-60 km im Winter. Mit meinem Arbeitsweg von 55 km (hin und zurück) klappt das also nicht, weil es am Ort meines Arbeitgebers keine Ladesäule gibt (doch es gibt eine, die der lokale Stromversorger aber nur für seine Kunden vorsieht, damit bin ich raus). Außerdem gibt es den Twizy nur mit Mietbatterie. Scheidet also aus. 

Der Smart ForTwo ED

Modelle ab 2011 haben einen 17.6 kWh Akku und versprechen eine Reichweite von 140 km, die von vielen Besitzern bestätigt oder übertroffen werden. Selbst im Winter sind 120-130 km wohl gut zu schaffen. Die Akkus stammen von der Deutschen Akkumotive und sind wohl ziemlich ausgefeilt designt. Sie werden gekühlt und gewärmt um hohe Ströme und widrige Umgebungsbedingungen zu verkraften. Optional ist ein 22 kW Bordlader verfügbar, mit dem man einen leeren Akku in ca. 1 h wieder lädt. Toll. 

Die Akkus gibt es als Mietoption für 65€/Monat bis zu 10 Jahre. Danach gibt man den Akku zurück und hat ein nicht fahrbereites Auto beim Händler rumstehen oder man kauft ihn um ihn weiterzufahren. Scheinbar ist der Preis nach 10 Jahren der gleiche, wie wenn man ihn gleich kauft: 4.700 Euro. Das fühlt sich nicht fair an. 

Als Gebrauchtfahrzeug mit Kaufakku ist ein 22 kW Lader nicht so prickelnd: Häufiges Schnellladen reduziert die Lebensdauer. Also neu mit 22 kW. Tja, 2017er Modell in der Basisausstattung liegt dann bei ca. 22.000€. Inklusive 4.000€ Förderung. 

Als Gebrauchtfahrzeug ohne Schnelllader zahlt man mit Kaufakku ca. 15.000€. 

Der Smart wäre also eine rationale Entscheidung. Fährt sich gut. Bietet Platz für 2 Personen und/oder Hund. Als Ergänzung zum Firmenwagen (sozusagen als Drittfahrzeug) aber zu teuer. Als Erstfahrzeug nicht genügend reichweitenstark. 

 

Der CityEL

Ein Design aus den 80ern. Nicht wirklich schön, aber gut abgehangen. Die Technik ebenso. Vergleichsweise einfach aufgebaut und über die Jahre immer ein bisschen weiterentwickelt. Die Akkukapazität kann zwischen 2.9 kWh und 7.7 kWh konfiguriert werden, was für Reichweiten von 60 bis 150 km reichen soll. 

Er wird gern als rollender Sarg bezeichnet, weil er so niedrig ist und scheinbar wenig Crashsicherheit bietet. Lt. einem ADAC-Test soll er eine Sicherheit ähnlich einem Kleinwagen bieten, so wirbt zumindest der Hersteller (was immer das heißen mag). Die Sandwichbauweise soll vergleichsweise viel Energie aufnehmen. Schade ist, dass man auch nach intensivem Suchen keine weiteren Details zu den ADAC-Testergebnissen auftreiben kann. Wenn die Ergebnisse gut wären, würde man da was finden. Tja. Sicher ist, es ist kein Panzer a la SUV. Aber wenn schon geringes Gewicht (was Voraussetzung für einen geringen Verbrauch ist), dann ist Sandwich wohl eine gute Option. 

Vor Jahren bin ich mal einen CityEL gefahren. Die Beschleunigung war eher mau und ich merkte jede noch so kleine Steigung, aber die Verbrauchswerte sind traumhaft niedrig (4-6 kWh/100 km). Gebrauchtfahrzeuge sind günstig zu bekommen, z. T. direkt aus der ehemaligen Konkursmasse des früheren Herstellers, mit wenig Laufleistung. 

Neben dem einfachen Aufbau und dem geringen Verbrauch ist der Kofferraum von Vorteil (für meinen Hund). Nachteil ist die geringe Geschwindigkeit (max. 63 km/h)  und Schneetauglichkeit. 

 

Das Twike

Entworfen an der ETH Zürich zur Weltausstellung 1986 in Vancouver  als verkleidetes Fahrrad wurde es 5 Jahre später mit einem elektrischen Hilfsmotor ausgestattet und ging 1995 in Serie. 2007 gab es erste LiIo-Akkus dafür, heute lassen sich Twikes mit bis zu 26 kWh ausstatten, was bei einem Verbrauch von 5 kWh/100 km einer Reichweite von 500 km entspricht. Preislich liegt man vom Tesla Model S noch deutlich weg, aber durchaus im Bereich eines 5er BMWs. Gebrauchtfahrzeuge mit mittleren Akkukapazitäten, die meine lokalen Bedürfnisse abdecken, liegen knapp oberhalb des Smart. 

Vorteil des Twike ist das Konzept, mittreten zu können, die vergleichsweise hohe Geschwindigkeit, der geringe Verbrauch (ca. die Hälfte des Smart) und die Flexibilität, die Akkus über die Zeit zu tauschen oder zu erweitern. 

 

Der Volkswagen Nils

So sah die Zukunftsvision von Volkswagen für ein elektrisches Pendlerfahrzeug vor 5 Jahren aus. Wenn es den heute gäbe... wasserdicht, schick, mit aktueller Akkutechnik sicher für 100 km gut, naja, mit 3 m ein bisschen zu lang, aber der würde mit ein bisschen gutem Willen sicher reingehen in die Garage. Ja, ich glaube der würde reinpassen. Der Haben-wollen-Faktor würde dafür sorgen. Leider nicht zu kaufen.

Ups, noch was, unser Hund hätte keinen Platz. Vielleicht ist schick doch nicht sooo wichtig. 

 

Was heißt das nun?

Smart, Twike, CityEL. Alle haben ihre Stärken. Der Smart hat sicher den höchsten Gebrauchswert und ist das vernünftigste Auto. Allerdings sind die Kosten und der Verbrauch hoch und als Alleinfahrzeug reicht er doch nicht. Das Twike ist cool. Und die Aufrüstbarkeit spricht für Zukunftssicherheit. Aber was heißt das schon bei Akkutechnologie? Wer weiß, worüber wir in 5 oder 10 Jahren sprechen? Der CityEL ist günstig im Verbrauch und in der Anschaffung. Wäre also eher was "zum Üben nebenher", parallel zum Firmenfahrzeug. Ganz verzichten werde ich auf den Verbrenner nicht können. Momentan tendiere ich daher zum CityEL. Ich werde mal noch ein wenig darüber schlafen.

Kommentar schreiben

Kommentare: 0