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Lago Maggiore

Mein Neffe, 16, hat letzten Dienstag den Moped-Führerschein gemacht und startet 2 Tage später auf einem Roller mit seinem Vater über's Stilfser Joch zum Lago Maggiore. Campen. Ich nehme mir einen Tag frei und möchte auch da hin. 2 Tage runter, einmal auf dem Campingplatz gemeinsam übernachten, 2 Tage wieder heim. 

Zur Vorbereitung beschaffe ich mir den Schlüssel für die Riparti-Ladesäulen im Tessin. Sie sind zwar meist nur mit Lichtstrom ausgestattet, aber 2 unabhängige Phasen würden mir ja reichen. Für den Ladepunkt am San Bernardino Pass kommt noch die RFID-Karte"EVPass" dazu, die Ladesäulen in St. Gallen sind üppig vorhanden, sodass genügend kostenfreie nutzbar sein sollten. Der Versand geht flott, nach einer Woche habe ich alles zusammen. 

Die Rückfahrt soll über Italien führen. Erstens ist die gleiche Route zurückfahren fad, zweitens möchte ich mir noch in Südtirol eine Prepaid-Ladekarte von Dolomiti Energia holen. Dolomiti versendet die Ladekarten leider nicht, aber es gibt als Inhaber einer Trentino Gästekarte eine Ladekarte mit 100 kWh. Die Gästekarte kostet 40€, damit die kWh 40 Cent, das ist fair. Die Karte könnte ich auch prima für spätere Touren an den Gardasee brauchen. Auch die Gästekarten und die damit verbundenen Gästeladekarten gibt es nicht im Versand sondern nur vor Ort in den Tourismusbüros.  Nun ja, muss ich halt versuchen ein gutes Timing hinzubekommen. Für Sondrio fordere ich noch eine Ladekarte von a2a an, aber die trifft nicht mehr rechtzeitig ein. 

 

Als ich am Samstagmorgen von zuhause aufbreche, schaut der Wetterbericht nicht so prickelnd aus. Oberbayern, Schwaben und das Allgäu sind blau eingefärbt. Regen. Ich fahre trotzdem los, in der Hoffnung, dass er nicht so stark ist und es geht einigermaßen. Manchmal reißt es sogar auf. Am Bodensee hellt der Himmel auf, dann sehe ich das erste Blau. Ab dann wird es immer besser und ich kann meine Klamotten in der ersten Ladepause in Österreich trocknen. 

In Österreich und noch viel mehr in der Schweiz ist das Geschwindigkeitsniveau im Vergleich zu Deutschland deutlich niedriger. Langgezogenen Straßendörfer, viele 70er Zonen. In der Schweiz eine Maximalgeschwindigkeit von 80 und drakonische Strafen wirken sich auch auf den Verbrauch aus. Die Reichweitenanzeige klettert ohne Probleme auf 200, 220, 240km. Ich gönne mir in Chur eine Nacht im Hotel, pfeiffe mir einen Veggieburger mit Cola rein und freue mich auf den San Bernardino Pass. Meine Frau schickt mir eine Nachricht, dass die a2a-Karte angekommen ist. Einen Tag zu spät. Schade. Eigentlich sogar sehr schade, wie sich später rausstellt. 

Der Bernardino Pass ist super zu fahren. Trotz Wochenende ist wenig Verkehr. Die Straße windet sich den Berg förmlich hinauf, herrlich. Als ich nach der Abfahrt nochmal lade, zeigt die Reichweitenanzeige 420 km. Da merkt man die Rekuperation. "Was der Berg nimmt, gibt er auch wieder" schreibt ein Zero-Fahrer im going-electric-forum. Recht hat er. Nach einer Nacht auf dem Campingplatz starte ich am nächsten Morgen in der Früh, nehme die Fähre über den Lago Maggiore und genieße einen Sonnenaufgang auf dem See. 

Nach einem kleinen Frühstück in Lugano geht es dann an die kniffligste Teilstrecke: Lugano-Fondo. 234 km. Dazwischen liegen nur Sondrio und Edolo als Ladepunkt. Wenn diese verfügbar sind, ist alles gut. Wenn nicht...

In Sondrio gibt es 2 Ladesäulen. Die erste sollte lt. Ladesäulenverzeichnis eigentlich kostenfrei und ohne Ladekarte nutzbar sein. Ist sie aber nicht. Sie braucht eine a2a-Karte, wie sie bei mir zuhause liegt. Mist. Dann die zweite Alternative: Laden im Parkhaus. Als ich meinen Typ2 Stecker einstecke - Klack - Ladesäule ohne Strom. Na prima. Keine Sicherung, keine Info. Nichts zu machen. 

Also weiter nach Edolo. Und hoffen, dass dort alles klappt. Der Passo Tonale mit knapp 1900 m liegt noch auf dem Weg nach Fondo. Ein Backup für Edolo wäre nicht schlecht. Ich frage an 2 Tankstellen, ob ich eine von deren Steckdosen nutzen darf. Bei einer darf ich, aber der FI fliegt. Mist. Welche Alternativen gibt es noch? Landwirtschaftliche Betriebe oder Werkstätten... Ich finde eine LKW-Werkstatt, die - trotz Brückentag zum 15.8. - besetzt ist. Nach ein bisschen Kauderwelsch und erklären darf ich dort laden. Sehr nett. In Edolo stellt sich heraus, die Ladesäule funktioniert, ich hätte mir das "Strombetteln" auch sparen können, aber naja, so ist das halt. Zum Ausgleich gib't ein Eis. Cafe & Panna. 

Laut der Liste der Trentino-Guestcard ist die für mich nächste Anlaufstelle für die Gästekarte und die darauf basierende Gäste-Ladekarte in Folgarida. Ich fahre von der SS39 ab und ca. 4 km den Berg hoch. In einem typischen Ski-Ort gibt es eine Touri-Information. Bis ich der Dame klargemacht habe was ich brauche - nein, no map, keine Landkarte, sondern eine RFID Ladekarte - vergehen bestimmt 15 min. Am Ende erfahre ich: Es gibt hier keine Ladekarten. Ich muss zurück nach Dimaro. Dort gäbe es welche. Immerhin, es besteht Hoffnung. Als ich dort ankomme, raten mir die beiden Damen davon ab, die Gästekarte nur wegen der Ladekarte zu kaufen. Das wäre viel zu teuer. Der Strom wäre nur ein paar Euro und die 40 Euro nicht wert. Es ist praktisch nicht vermittelbar, dass es keine Alternative gibt, dass ich diese Ladekarten dringend brauche. Irgendwann - ich glaube eher meinen eindringlichen Äußerungen als aus Verständnis der Sache wegen - willigen sie ein. Damit ich ein bisschen Stromreserve habe möchte ich 3 Karten. Auch kein Problem. Zunächst. Dann - wie machen wir das? 3 Gästekarten für 3 aufeinanderfolgende Wochen? Ja, so geht das. Dann: Die Ladekarten lassen sich nicht aktivieren, weil die Gästekarten der Wochen 2 und 3 noch nicht aktiv sind. Die freundlichen Damen sichern mir zu, im Wochenabstand die Karten zu aktivieren. Puh, Elektromobilität ist eigentlich was tolles, aber dieser Kartenwahnsinn ist einfach nur - Wahnsinn. Wenn es schon 1000 verschiedene Karten gibt, dann wäre es zumindest erforderlich, einfacher an diese ranzukommen. Sogar für Geld und gute Worte ist das nicht immer gewährleistet. 

Von Fondo geht es dann über Meran, Jauffenpass, Sterzing, Brenner und Innsbruck nach Hause. Auf dem letzten Teilstück liegt die spacigste Ladeweile: Die Kristallwelten von Swarowski. Für die Ausstellung war die Zeit für mich zu knapp, aber alleine die Außenanlagen und den Store zu sehen hat sich gelohnt. Sehenswert, insbesondere der Eingang und der Ausgang des Stores. 

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