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Flygskam? Smygflyga? Tagskryt!

Letzte Woche hatte ich einen Termin in Oslo. Fliegen wollte ich vermeiden, deshalb habe ich ihn auf Montag gelegt, damit ich mit dem Zug fahren kann. Fliegen bedeutet eine Reisezeit pro Strecke von 1/2 Tag. Mit der Bahn war ich in Summe 3 Tage unterwegs, wobei aber nur einer während der Woche lag, so dass es für meine Firma egal war. 

Das reguläre Bahnticket hätte über 500 Euro gekostet, eine gute Alternative ist aber Interrail. Ich wusste zunächst gar nicht, dass es das noch gibt, aber das ist der Fall. Für junge Leute, Senioren und auch dazwischen. Man kann dann X Tage in Y Wochen fahren und bezahlt ein paar hundert Euro. Eine tolle Option, damit werde ich irgendwann auch nochmal in Urlaub fahren. 

 

Letzten Samstag bin ich dann um kurz nach 5 von Ulm aus gestartet. Zunächst in einem menschenleeren Regionalexpress nach Stuttgart. Dann in einem Ersatzzug mit ausrangierten Erster-Klasse Wagen mit viel Platz nach Hamburg. Dort gab es ein Kompatibilitätsproblem des dänsischen Zugs mit der deutschen Funktechnik. Nach langem Basteln lief der Zug dann mit deutlicher Verspätung aus - leider dieselelektrisch :-(.

Das Teilstück nach Kopenhagen hat er dann doch nicht mehr geschafft. Unterwegs wurde die Fahrt abgebrochen und wir konnten nach etwas Abkühlung auf einem nächtlichen Bahnsteig in einen anderen Zug umsteigen. Nach einer kurzen Pause in Kopenhagen ging es dann weiter bis Halmstad, wo ich übernachtet habe.  

Am nächsten Morgen bin ich wieder sehr früh los, um mir Oslo noch ein bisschen anschauen zu können. Da das Frühstücksbuffet noch geschlossen war, bekam ich vom Hotel ein Breakfast-to-go mit. Sehr nett. Nächste Station war dann Göteborg, wo ich 2h Zeit für ein morgentliches Schnellsightseeing hatte. 

Auf der Fahrt von Göteborg nach Oslo war der Zug wieder sehr leer. Internet war nett. Nicht so gut wie in Rumänien, etwa so wie in Deutschland. Viel Zeit das Fenster rauszuschauen. Lesen. Kaffeetrinken. Reiseproviant verspeisen. Ca. 1 h vor Oslo wurde der Zug dann voll. Richtig voll, bis auf den letzten Platz. 

Um 2 Nachmittags kam ich in Oslo an, hab auch hier noch ein bisschen die Stadt angeschaut. Alte und neue Architektur. Den Hafen. Die Burg. Beeindruckend: Die Fahrrad-Infrastruktur. Wenn Teil der Straße, dann mit deutlich markierten Streifen. Oft aber auch baulich getrennt oder sogar separat geführt, dann aber durchgehend mit eigenen Radwegkreuzungen und Untertunnellungen der Autostrassen. Echt prima. 

Nach meinem Termin bin ich dann gegen 18 Uhr wieder über Göteborg nach Halmstad gefahren, hab dort übernachtet, bin von dort nach Kopenhagen, Kolding, Hamburg wieder nach München zurück. Um 22 Uhr war ich dann zuhause. 4000 km in 4 Tagen. Es war anstrengend, aber auch interessant. Eine gewisse Leidensfähigkeit braucht man leider. Das liegt vor allem an der Ungewissheit, ob Anschlusszüge erreichbar sind, speziell, wenn diese nur im 2 h Rythmus fahren, wie z. B. zwischen Kopenhagen und Hamburg oder Kopenhagen und Oslo. Wenn alles klappt, ist Bahnfahren prima. Man hat Strom, kann arbeiten und kommt durch die langen ungestörten Zeiten auch richtig weiter. Oder man entspannt, schaut sich die Gegend an oder liest. Z. B. einen solchen Artikel. 100% Zustimmung.

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