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E-Moped ohne E-Mo

Mein Velomobil musste in die Werkstatt, die 10.000 km sind voll, das Pinion-Getriebe braucht einen Ölwechsel, die Kette muss raus und vor allem die Frage, ob ein kleineres Kettenblatt für mehr Berggängigkeit machbar ist, würde ich gern von einem Fachmann geklärt haben. Also einen Termin vereinbart, abgegeben und dann höre ich "kann aber 14 Tage dauern". Oh Mann, warum dann überhaupt einen Termin vereinbaren? Naja, vielleicht ist es doch besser, mir die notwendigen Fertigkeiten anzueigenen.

 

Wie pendele ich nun in die Arbeit? Autofahren mag ich nicht mehr, Zug fahren ist so... mühsam. Und 20% der Strecke muss ich doch noch mit dem Auto fahren (Fahrrad ist wegen schweißtreibender Innquerung keine Option). Also fahre ich mit meinem mindestens 25 Jahre alten Mountainbike. Ich komme auch an, aber Rücken und Handgelenke tun mir weh. Als dann noch meine Frau im Spaß meint, ich bräuchte ein Ersatzrad, fasse ich den spontanen Entschluss, mir ein Liegerad zu kaufen. Eines, mit dem ich auch Bahnfahren kann, damit ich im Urlaub auch mal woanders hin kann und nicht immer auf eigener Achse an- und abfahren muss. 

Ich google ein bisschen. Und stoße auf die Greenmachine, ein Liegerad mit gekapselter Kette. Nachdem mich das beim Velomobil so begeistert hat, dass die Kette so wenig verschleißt, schaue ich mich nach einer solchen Greenmachine als Gebrauchtgerät um. In Ebay Kleinanzeigen finde ich eine, aber in Paderborn. Theoretisch könnte es klappen, sie an einem Samstag per Bahn abzuholen. Also vereinbare ich einen Termin und starte am Samstag früh um 2 Uhr mit dem Auto Richtung Grafing Bahnhof, von dort nach München über Kassel nach Paderborn.

 

Mei, war ich gespannt. Wird alles klappen? Wird der Verkaufende überhaupt da sein? Und das Rad in guten Zustand sein? Werde ich sie mitnehmen oder mit leeren Händen und einer Bahnfahrt für umsonst aber nicht kostenlos wieder heimfahren? Um kurz vor 11 war ich am Ziel. Die Greenmachine hing in der offenen Garage an der Decke und wurde liebevoll geputzt. Dann gab es einige hilfreiche Erklärungen zum Aufbau des Rades und zum Kettenwechsel, die Bremse wurden eingestellt. Und dann dürfe ich meine erste Probefahrt auf einem Einspurer Liegerad machen. Beim ersten Anfahren hat es mich gleich Mal umgehauen, ich bin scheinbar nicht mit genügend Schwung gestartet (beim Velomobil ging das einfacher;-)).

Neuer Versuch mit ein bisschen Unterstützung. Und siehe da, schon ging es voran. Die ersten Meter waren noch sehr ungewohnt, die Lenkung sehr nervös (die Panzerlenkung im WAW ist im Vergleich dazu ein Panzer). Dann ging es immer besser, ein tolles Gefühl. :)

Da war klar, wir fahren zusammen heim. Nach dem Papierkram wurde ich auf schönen Nebenwegen noch zum Bahnhof begleitet, dann durfte ich mit Liegerad Bahn fahren.

Zuerst Nahverkehr. Kein Problem, massig Platz.

Der spannende Teil der Fahrt sollte dann in Kassel wahr werden. Würde ich im ICE mitfahren dürfen? Beim Verkauf der Fahrradkarte hiess es, Liegeräder dürften nicht mit, sie seien zu lang. Aber die GM ist nur 2-3 cm länger als ein 28 Zoll Rad. Als Notnagel könnte ich natürlich mit Nahverkehrszügen heimfahren, aber das dauert dann ewig.

Naja, der ICE fuhr ein, ich konnte meine GM einfach in einen freien Platz einschieben, supereasy.

In Grafing Bahnhof habe ich die Greenmachine dann in meinen VW Up gequetscht (ging gerade so) und kam dann kurz vor 21 Uhr daheim an. Puh. Geschafft, aber glücklich. 

 

Heute dann eine erste Runde in Ruhe. Nach ein paar Kilometern bin ich dann über die Innbrücke gefahren, um zu schauen wie gut ich die Steigung hochkomme. Die Greenmachine wiegt immerhin über 20kg. Aber ich komme ganz gut zurecht damit. Dann noch auf einen Supermarktparkplatz, zum Üben von Anfahren und vor allem Kurvenfahren. Wie beim Motorrad ist das "Drücken" ganz hilfreich, um enge Kurven zu fahren. Linkskurven gehen damit ganz gut, rechts tue ich mich etwas schwerer. Irgendwann schaffe ich dann meine erste 8 zwischen den Parkplätzen. Super! Ja, es haut mich auch noch 2-3 Mal hin, aber ich hoffe das lässt dann jetzt nach. Bis ich wirklich mit Klickpedalen fahre, werde ich aber wohl noch einige Zeit brauchen.

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